In der Stadtratssitzung am 28.09.2022 stand ein Thema ganz im Vordergrund: Das Pegnitzer Eisstadion und seine Zukunft. Der Tagesordnung waren dazu zwei Punkte gewidmet. Zunächst stellte Architekt Rodrigo Abarzua die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für eine neue Eis-Arena vor. Der angedachte Standort im nördlichen Teil des Industriegebiets „Kleiner Johannes“ ist geeignet, eine zukunftsweisende Eis-Arena mit zwei Eisflächen, den erforderlichen Nebenräumen (Umkleiden, Trainingsräume usw.) einem Gastro- Bereich sowie einem Shop-Bereich für Eishockey-Equipment in Pegnitz zu schaffen. Die Stadt stellt hierfür ein geeignetes Grundstück zur Verfügung. Eine weiterer Standort wird daher nicht untersucht. Die Machbarkeitsstudie wurde von der Stadt Pegnitz beauftragt und bezahlt. Sie war mit Fördermitteln in Höhe von 80% hinterlegt.
Eine intensive und gleichzeitig konstruktive Diskussion über alle Fraktionen hinweg ergab sich bei den beiden zum Weiterbetrieb des „alten Eisstadions“ anstehenden Entscheidungen. Hier war es mit wenigen Ausnahmen zunächst sehr schnell Konsens im Gremium, dass das Eisstadion im Winter 2022/2023 weiterhin durch die Stadt Pegnitz betrieben werden solle. Die anfallenden Betriebskosten und das zu erwartende Defizit werden von der Stadt Pegnitz getragen. Diese Entscheidung war letztlich nur möglich, da die Stadt bis ins Jahr 2023 den Strompreis mit einem Energieversorger vertraglich fixiert hatte. Weiterhin wurde die Entscheidung durch die Tatsache getragen, dass die Miete für die im Vorjahr angemietete Eismaschine zu bezahlen ist, egal ob sie betrieben wird oder nicht. Nur wenige Stimmen (3) sprachen sich hier für eine sofortige Schließung des Eisstadions aus.
Der Beschluss, dass der Betrieb des Eisstadions ab dem Winter 2023/2024 nicht durch die Stadt Pegnitz erfolgen solle, wurde kontrovers diskutiert. Wir wollen an dieser Stelle nochmals kurz auf die Hintergründe zu dieser Entscheidung eingehen, da diese u.a. in etlichen Diskussionsforen in den sozialen Medien nicht dargestellt bzw. berücksichtigt werden.
Pegnitz befindet sich seit einigen Jahren in der sogenannten „Konsolidierung“ und erhält dafür staatliche Stabilisierungshilfe zum Ausgleich der Defizite im städtischen Haushalts. Diese hat in den letzten drei Jahren insgesamt 6,4 Mio. EUR betragen. Diese Stabilisierungshilfe ist an die Bedingung geknüpft, dass die Stadt Pegnitz daran arbeitet, Einnahmen zu steigern und Kosten zu senken. Der Fokus muss dabei auf den sog. „freiwilligen Leistungen“ der Stadt liegen. So sind z.B. Schulen, Kindergärten und Feuerwehren usw. Pflichtaufgaben, die die Stadt zu tragen, ergo zu bezahlen hat. Ein Eisstadion und ein Schwimmbad mit Sauna gehören nicht zu den Pflichtaufgaben. Um also die Stabilisierungshilfe nicht zu gefährden, muss dem Zuschussgeber signalisiert werden wo die Stadt einsparen will – und dieses dann letztlich auch umgesetzt werden. Wird dies nicht erkennbar, kann sogar die bisher bereits ausbezahlte Stabilisierungshilfe zurückgefordert werden – mit schwerwiegenden Folgen für die Stadt Pegnitz.
Allen Stadträt*innen war dabei in der Diskussion durchaus bewusst, dass das Eisstadion nicht ausschließlich dem EV Pegnitz zur Verfügung steht, sondern eine wichtige Sport- und Begegnungsstätte vor allem für Kinder und Jugendliche ist. Am Vormittag gehen Schulklassen (nicht nur aus Pegnitz) im Rahmen des Sportunterrichts aufs Eis. Freier Lauf und Disko-Lauf haben gerade in den beiden zurückliegenden Corona-Wintern einen sehr hohen Zuspruch erfahren. Neben den Nachwuchs- und Voll-Mannschaften des EV Pegnitz gibt es eine Vielzahl von Hobbymannschaften aus Pegnitz und der Umgebung, sie sich Eiszeiten mieten, um ihrem geliebten Eishockeysport nachzugehen. Alle diese Faktoren wurden in die Diskussion eingebracht und letztlich bei der Entscheidung berücksichtigt.
Der am Ende mit 12 zu 8 Stimmen gefasste Beschluss, dass das Eisstadion ab dem Winter 2023/2024 nicht mehr durch die Stadt Pegnitz betrieben werden soll, bedeutet eben nicht zwangsläufig die Schließung des Eisstadions, wie etliche vermuten bzw. unterstellen. Bürgermeister Nierhoff machte in seinen Ausführungen wiederholt deutlich, dass der Betrieb durchaus fortgeführt werden könne und die Stadt sich sicherlich auch daran beteiligen werde. Nur: ein alleiniger Betrieb und die Übernahme aller Kosten – vor allem der künftig zu erwartenden Energiekosten – ist für die Stadt nicht mehr machbar. Der Beschluss lässt somit alle Möglichkeiten für den Fortbestand des Eisstadions offen.
Übrigens: Bereits in der Vergangenheit gab es für mehrere Jahre eine solche Betreibergesellschaft. Hier wurden diverse Aufgaben (z.B. die Stellung des Eismeisters, der Dienst an der Kasse für den öffentlichen Lauf, die Eisaufbereitung mit dem Zamboni usw.) eben durch diese Gesellschaft erbracht. Dazu wurden auch etliche freiwillige und somit kostenneutrale Arbeitsstunden – viele auch von Mitgliedern des EV Pegnitz – eingebracht.
Es ist verständlich, dass diese Entscheidung teilweise zu Unverständnis führt. Sie schafft aber rechtzeitig Klarheit für alle Beteiligten:
- Die Stadt kann den nächsten Antrag auf Stabilisierungshilfe stellen und gefährdet gleichzeitig die bereits an sie ausgezahlte Stabilisierungshilfe nicht. Diese kommt letztlich allen Pegnitzern zu Gute.
- Der EV Pegnitz kann sich rechtzeitig auf die neue Situation einstellen und entsprechend planen.
- Der für das geplante neue Eisstadion bereits gegründete Förderverein kann sich hier ebenso einbringen.
- Es können von allen Beteiligten rechtzeitig Sponsoren gesucht und gefunden werden oder z.B. auch ein Crowdfunding initiiert werden.
Eine Entscheidung im Frühjahr oder Sommer 2023 hätte aus unserer Sicht die dafür benötigte Zeitspanne extrem verkürzt und diese Aktivitäten nahezu unmöglich gemacht. Die Stadt – und auch das wurde von Bürgermeister Nierhoff vor der Abstimmung nochmals verdeutlicht – wird sich in diesen Prozess einbringen und „alles dafür tun, dass auch in Zukunft Eissport in Pegnitz möglich sein wird“.